Die Überlieferung der Lehre

Lange wurden die Reden des Buddha nur von Mund zu Mund weitergegeben. Die Ehrfurcht der Jünger vor dem Buddhawort war ein starker Garant, dass nicht leichtsinnig Veränderungen vorgenommen wurden. Es vergingen nach dem Heimgang des Vollendeten etwa dreieinhalb Jahrhunderte, ehe sie schriftlich fixiert wurden. Dass Rankenwerk und ab und zu auch eine Deutung Späterer hineinkam, war während dieser langen Zeit freilich nicht zu verhindern.

 

Der Pāli-Kanon

Der Pāli-Kanon ist die Quelle unseres heutigen Wissens um den Buddha, seine Lehre und seine Gemeinde. Im Pāli-Kanon hat sich die Lehre in ihrer ursprünglichsten Form erhalten. Er liegt uns heute als Dreikorb, d.h. in drei Abteilungen vor. Es sind das Vinaya-Pitaka, der Korb oder Kanon, der die Vorschriften der Disziplin enthält, das Sutta-Pitaka als wichtigster Teil, weil er die Reden des Buddha in ihrer ausführlichsten Weise umfasst, und schließlich noch ein Kanon der Erklärungen, das Abhidhamma-Pitaka, das schon zur späteren Scholastik hinüberführt; er trat zum Vinaya-Pitaka und Sutta-Pitaka erst später hinzu und wird der Lehre, was ihre Tiefe anbetrifft, nicht mehr gerecht, sondern beschäftigt sich mit diesen Fragen nur noch mit einer lediglich in die Breite gehenden Gelehrsamkeit, wie dann erst recht an der Kommentarliteratur, die sich bei den Nachfahren immer mehr breit machte, zu bemerken ist, dass die Lehre ihren Mittelpunkt nicht mehr im religiös-philophisch fruchtbaren Indien hatte, sondern auf der südlich davon gelegenen Insel Ceylon bei einem Volk, das dem Kern der Lehre keinesfalls mehr gerecht zu werden vermochte.

 

Vinaya-Pitaka

Zum Vinaya-Pitaka gehören der Mahāvagga, das "Große Kapitel", und der Cullavagga, das "Kleine Kapitel". In diesen Texten werden Begebenheiten erzählt, die den Buddha dazu veranlassten, Verhaltensregeln zu geben. In den ersten Kapiteln des Mahāvagga wird das Leben des Buddha von der Erwachung bis zur Bekehrung seiner bedeutendsten Jünger Sāriputta und Moggallāna geschildert.

 

Sutta-Pitaka

Das Sutta-Pitaka enthält folgende Sammlungen:

Abkürzungen sind in Klammern gesetzt.

 

Der Dīgha-Nikāya (Dig.), die "Lange Sammlung", besteht aus 34 langen Dialogen.


Der Majjhima-Nikāya (Majjh.), die "Mittlere Sammlung", umfasst 152 Dialoge von mittlerem Umfang. Er ist sehr wichtig zur Kenntnis der Lehre.


Im Samyutta-Nikāya (Sam.), die "Gruppierte Sammlung",  finden wir in 55 Samyuttas oder Gruppen von Begebenheiten zusammengefasste kürzere Dialoge. Es ist eine sehr umfangreiche Sammlung.


Das gleiche gilt vom Anguttara-Nikāya (Ang.), der "angereihten Sammlung". In elf Büchern enthält er kürzere Reden, Lehrdarstellungen und Ereignisse aus dem Leben des Buddha.


Hinzu kommt noch der Khuddaka-Nikāya (Khud.), die "Sammlung der kurzen Stücke". Zu ihm gehören: Der Khuddaka-Pātha. Er enthält die Zufluchtsformel und das Mettā-Sutta, das Sutta der Güte, das dann noch einmal im Sutta-Nipāta vorkommt.


Das Dhammapada (Dh.), der "Wahrheitspfad", die berühmte Spruchsammlung.


Das Udāna (Ud.) eine Sammlung feierlicher Aussprüche des Buddha, zu denen jeweils eine Prosaerzählung hinleitet.


Das Itivuttaka (Itiv.), die "Sammlung des so Gesprochenen". Es ist eine schöne Sammlung von 112 bemerkenswerten Aussprüchen des Buddha.


Das Sutta-Nipāta (Su-Nip.) enthält 71 Erzählungen, teils in Versen, teils in Prosa.


In den Theragāthā und Therīgāthā, den "Psalmen der Mönche" und den "Psalmen der Nonnen", atmet noch ganz der ursprüngliche Geist der zur Zeit des Erhabenen in der Heimlosigkeit um ihren inneren Frieden Kämpfenden und der inneren Seligkeit derer, die ihn gefunden hatten.

 

Abhidhamma-Pitaka

Was das Abhidhamma-Pitaka anbetrifft, so ist lesenswert die Puggala-Paññatti oder die Charakteristik der Merkmale der Individuen.

 

 

( BUDDHA - Seine Lehre und sein Weg, Max Hoppe)