Ehre sei dem großen Verkünder der Buddhalehre Georg Grimm!

Kernstück seines Werkes:

 

 

DIE LEHRE DES BUDDHO  

 

DIE RELIGION DER VERNUNFT UND DER MEDITATION

 

 

Dieses Buch stellt das HAUPTWERK Georg Grimms dar. Sein Werk legt aus religionsphilosophischer und -wissenschaftlicher Sicht die vier „Hohen Wahrheiten" des Buddha in brillanter Weise offen. Wenn Grimm seinem Hauptwerk den Untertitel „Die Religion der Vernunft und der Meditation“ gab, dann weist das bereits am Anfang darauf hin, dass wir es hier mit keiner "Glaubensreligion" zu tun haben. Einen gewissen Grad von Offenheit und Vertrauen braucht es, um die Inhalte dieser Lehre anzuhören bzw. in der heutigen Zeit die Grimmschen Schriften zu lesen. Es geht um unser jetziges Leben als Mensch und schließlich um unsere große Zukunft nach dem Tode!

 

In der „Mittleren Sammlung 70“ [Sammlung der Lehrreden des Buddha aus dem Pāli-Kanon] lesen wir folgendes: "Da kommt einer heran, Mönche, von Zutrauen bewogen. Herangekommen gesellt er sich zu. Zugesellt gibt er Gehör. Offenen Ohres hört er die Lehre. Hat er die Lehre gehört, behält er sie. Hat er die Sätze behalten, betrachtet er den Inhalt. Hat er den Inhalt betrachtet, gewähren ihm die Sätze Einsicht. Indem ihm die Sätze Einsicht gewähren, billigt er sie. Indem er sie billigt, wägt er ab. Hat er abgewogen, arbeitet er, und weil er unermüdlich arbeitet, verwirklicht er eben leibhaftig die höchste Wahrheit, und weise durchbohrend erschaut er sie."

 

Wir können davon ausgehen, dass dies auch die Vorgehensweise von Georg Grimm war, nachdem ihm seine Frau Rosa die „Mittlere Sammlung“, übersetzt von K. E. Neumann, zu seinem 40. Geburtstag geschenkt hatte. Zum einen kann man annehmen, dass Georg Grimm da von der „Tatze des Löwen“ getroffen wurde, zum anderen bemerkte er mit seinem wachen und kritischen Verstand, dass es Ungereimtheiten in den ihm vorliegenden Übersetzungen und Kommentaren gab. Er lernte die Sprachen Pali und Sanskrit, um die ältesten Schriften, in denen die Buddha-Reden aufgezeichnet sind, selbst übersetzen zu können. Dr. G. Grimm hat die Kernaussage des Buddha, die Anattā-Lehre, wieder ins rechte Licht gerückt, hat ihr den rechten Platz zugewiesen, so, dass sie auch dem „Verständigen“ verständlich wird, indem Grimm die Texte von sinnentstellenden Interpretationen befreit hat.


Georg Grimms Hauptwerk

Von Dr. Rüdiger Brauch, aus Yāna 1988, Heft 2

 

Das Hauptwerk unseres Lehrers, "Die Lehre des Buddho – Die Religion der Vernunft und der Meditation", gibt eine systematische Gesamtdarstellung des ursprünglichen Buddhismus. Zahlreiche Zitate zeigen, wie gründlich sich Georg Grimm mit den frühbuddhistischen Lehrtexten beschäftigte.

 

Die Gliederung des Hauptwerkes beruht auf den vier Hohen Wahrheiten des Buddha.

In dem ersten Kapitel Abschnitt I, 1 wird die Vergänglichkeit als das Kriterium des Leidens dargestellt. Es gibt innerhalb der Welt nur vergängliche Zustände, so dass der Wille nach einem beständigen Glück weltimmanent nicht befriedigt werden kann.

Der Abschnitt I, 2 gibt eine Analyse der Persönlichkeit. Das Zusammenspiel der Komponenten der Persönlichkeit macht das Phänomen des Lebens aus. Innerhalb der empirischen Persönlichkeitskomponenten ist ein sich selbst identisches Ich nicht zu finden. In diesem Punkt stimmt Georg Grimm mit dem analytischen Buddhismus überein. Kann man jedoch bei der empirischen Persönlichkeitsanalyse stehen bleiben? Gerade die Vergänglichkeit des empirischen Ichs zeigt, dass das Problem der Ich-Identität nicht empirisch gelöst werden kann.

Sehr beeindruckend ist der Abschnitt I, 3, "Die Leidenswelt", der die Wahrheit der buddhistischen Wiedergeburtslehre begründet. Hier setzt sich Georg Grimm auch mit dem Materialismus auseinander, der das Phänomen des Lebens ausschließlich innerweltlich erklären will. Das Unsterblichkeitsempfinden ist jedoch ein Grundempfinden tiefer veranlagter Menschen. Wäre der Mensch nur ein vergänglich-innerweltliches Wesen, dann wäre eine ontologische Grundlage für das Unsterblichkeitsempfinden nicht gegeben. Religionsstifter, Heilige, Seher, Mystiker und religiöse Metaphysiker lehren jedoch Unsterblichkeit nicht als abstrakte Theorie, sondern vielmehr als Ausdruck unmittelbaren Empfindens. Deswegen muss es im Menschen eine ontologische (On|to|lo|gie die; -: Lehre vom Sein, von den Ordnungs-, Begriffs- u. Wesensbestimmungen des Seienden) Basis für das Unsterblichkeitsempfinden geben. Stimmen die großen Weisen der Menschheit darin überein, dass der Materialismus nicht richtig ist, dann stellt sich die Frage, welche nichtmaterialistische Auffassung zutrifft. Georg Grimm kritisiert die christlich-kirchliche Lehre, die einen ewigen Himmel oder eine ewige Hölle annimmt. Die Schuld eines endlichen Lebens kann nicht eine ewige Strafe zur Folge haben. Es ist vielmehr wahrscheinlicher, dass dem Menschen mehrfach die Chance für den moralischen Aufstieg gegeben wird. Dieser Gedanke führt jedoch zur Wiedergeburtslehre. Nimmt man ein vergangenes Leben an, dann ist es konsequent, auch mehrere vergangene Leben anzunehmen. (Siehe Georg Grimm, "Die Lehre des Buddho", S. 85, Anmerkung 104) Die Wiedergeburtsauffassung des Buddha ist so konsequent, einen sich über unendliche Zeiträume erstreckenden Kreislauf der Reinkarnationen zu lehren. Innerhalb dieses Kreislaufes sind die unterschiedlichsten Daseinsformen möglich. In welchem Verhältnis stehen wir jedoch zu diesem Leidensprozess?

Diese Frage stellt der grundlegende Abschnitt I, 4, "Das Subjekt des Leidens". Die Frage nach unserem Verhältnis zu dem empirischen Ich setzt bereits eine gewisse Distanz zu dem erkennbaren Ich voraus. So gibt es bei nachdenklichen Menschen das Phänomen des Wunderns über die Persönlichkeit. Wichtiger ist jedoch die Einsicht, dass die empirischen Persönlichkeitskomponenten vergänglich sind, wir uns aber dennoch als ein identisches Ich erleben. Das Phänomen der Vergänglichkeit ist ein rationales Phänomen, indem zwei Ebenen unterschieden werden müssen:

(I) Das Objekt der Vergänglichkeit

(II) das Subjekt, das den Prozess der Vergänglichkeit wahrnimmt.

Wir können nicht mit dem identisch sein, was wir als vergänglich wahrnehmen können. Der Wahrnehmung der Abfolge der Zeitmomente muß ein zeitloses Subjekt zugrunde liegen. Diese Überlegungen führen konsequent zu Ende gedacht zu einem Unsterblichkeitsbeweis. Die ontologische Grundlage für unsere Vergänglichkeitswahrnehmung muss ein zeitloses Ich sein. Hieraus ergibt sich eine Dualität zwischen dem empirischen und dem unsterblichen Ich. Wie kann jedoch unser Verhältnis zu dem empirischen Ich bestimmt werden? In der Stelle Sam. XXII, 33 findet sich folgende Aufforderung:

"Gleichwie, Mönche, wenn ein Mann das, was an Gräsern und Reisig, Zweiglein und Blättern in diesem Jeta-Waldhaine daliegt, wegtrüge oder verbrennte, oder sonst nach Belieben damit schaltete: würdet ihr da wohl denken: Uns trägt der Mann weg, oder verbrennt er, oder schaltet sonst nach Belieben?"

"Wahrlich nicht, o Herr!"

"Aus welchem Grunde?"

"Nicht sind ja, wahrlich, o Herr, wir das, noch gehört es uns an."

"Ebenso auch, Mönche, gehört euch der Körper nicht an: ihn gebet auf; der von euch aufgegebene wird euch zum Heile, zum Glücke gereichen."

"Die Empfindung – die Wahrnehmung – die Gemütstätigkeiten – das Erkennen gehören euch nicht an; sie gebet auf; die von euch aufgegebenen werden euch zum Heile, zum Glücke gereichen." (Siehe Georg Grimm, "Die Lehre des Buddho", S. 115 f.)

Das Verhältnis unseres wahren Ichs zu unserer Persönlichkeit wird mit dem Verhältnis der Persönlichkeit zu der Außenwelt parallelisiert. Die zitierte Stelle ist eindeutig, sie kann nicht anders verstanden werden: Die Komponenten unseres empirischen Ichs gehören uns nicht wesenhaft an. In seinem Buch über den Kreislauf der Wiedergeburten nennt Georg Grimm den Anattā-Gedanken des Buddha die "unerhörteste Entdeckung, die je im ganzen All gemacht worden ist." (Georg Grimm, "Der Samsāro, Die Weltenirrfahrt der Wesen". (Büdingen-Gettenbach 1960, S. 119)

Diese einzigartige Entdeckung des Buddha wird in dem Abschnitt "Das Subjekt des Leidens" des Grimm'schen Hauptwerkes detailliert dargestellt und klar begründet. Dieser Abschnitt bringt den tiefsten Gedanken der frühbuddhistischen Metaphysik (Me|ta|phy|sik die; -: (Philos.) philosophische Disziplin od. Lehre, die das hinter der sinnlich erfahrbaren, natürlichen Welt Liegende, die letzten Gründe u. Zusammenhänge des Seins behandelt).

Das zweite Kapitel des Grimm'schen Hauptwerkes behandelt die Wahrheit von der Leidensentstehung. Wichtig ist der Abschnitt II, 4, der den Vorgang der Wiedergeburt darstellt. Die Kontinuität zwischen der samsārischen Abfolge der Leben ist durch den dürstenden Willen gegeben. In diesem Abschnitt wird auch gezeigt, wie die Qualität des Willens die Art der Wiedergeburt bestimmt. Hier gebraucht unser Lehrer treffend den Ausdruck "Wahlverwandtschaft". Es fällt überhaupt auf, wie sprachgewaltig Georg Grimm bei der Darstellung der Buddhalehre ist. Diese kernige Art zeigt einen Mann von religiöser Ursprünglichkeit.

Das dritte Kapitel bringt eine Zusammenfassung der bisher dargestellten Grundgedanken. Dann wird die Formel vom Kausalnexus in ihrem zweiten Teil erörtert, die die Aufhebung der ganzen Leidensverkettung formuliert. Indem der Heilige aus der Welt heraustritt, entzieht er sich auch dem Karma-Gesetz. Insofern kommt dem Karma-Gesetz keine absolute Gültigkeit zu. Ferner werden Loslösungszustände dargestellt. Georg Grimm zitiert Stellen, die die tiefen Erfahrungen frühbuddhistischer Mystik zeigen.

Das Kapitel endet mit einer Erörterung der Nibbāna-Lehre. Es werden Stellen zitiert, die die Glückseligkeit der fortgeschrittenen Jünger zeigen. Der Heilige befindet sich in einem Zustand "lauteste(r) Seligkeit". (Georg Grimm, "Die Lehre des Buddho", S. 273) Die zitierten Stellen zeigen den Zusammenhang zwischen der Nibbāna-Lehre und der Glückseligkeitslehre. Das Ziel der Buddhalehre ist das absolute Glück, das außerhalb der Welt liegt. Deswegen hat der buddhistische Heilige auch das Haften an den höchsten Lichtwelten überwunden, die letztlich auch noch innerweltlich sind. Das Nibbānam ist das absolute, außerweltliche Heilsziel und unterscheidet sich somit von dem Heilsziel der nichtbuddhistischen Religionen.

 

Das letzte Kapitel stellt den Pfad dar, der zur Leidensvernichtung führt. Es finden sich die Ausführungen "Die Staffeln des Pfades im Einzelnen". Das Kapitel endet mit einer Darstellung der vier Brahmazustände. Der Jünger des Buddha entfaltet Güte zu allen Lebewesen.

 

Georg Grimms Hauptwerk ist ein in der buddhistischen und buddhologischen Literatur einzigartiges Buch. Es ist die beste Darstellung und klarste Begründung der vier hohen Wahrheiten des Buddha. Deswegen muss man sagen, dass Georg Grimm die Weltkapazität auf dem Gebiet des Urbuddhismus war.

 

 


Anmerkung:

Buddho ist die Nominativform, die auch Georg Grimm verwendet hat. Im modernen Deutsch wird meistens die Stammform »Buddha« gebraucht. Es ist sicher im Sinne Georg Grimms, dass hier die Nominativformen des Originaltitels und der Beiträge beibehalten werden.